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Lieber Leser, wir sind Factory Of Art aus Leipzig/Deutschland und seit kurzem das neueste Pferd im CCP-Stall, sozusagen ein Schimmel unter vielen Rappen. Am 17.Juni 2002 erscheint "The Tempter", unser zweites Album, anläßlich dessen diese Zeilen entstanden sind. Nun treiben wir uns zwar schon seit 12 Jahren in der Szene herum, aber es ist dies das erste mal, daß wir uns selber interviewen dürfen ...

Warum gab es eine so lange Pause nach der letzten Veröffentlichung?
Nach der MiniCD "Point Of No Return" gingen Sänger, Schlagzeuger und Manager von Bord. Die Übriggebliebenen Ron (bass), Flecke (guitar) und Joe F. (guitar) gaben aber nicht auf und boten mit Petri (voc), Ekky (keyb) und Ralle (dr) schnell wieder eine spielfähige Besatzung auf, welche Ende 1998 schon den Dreitracker "Story Of Pain" am Start hatte. Eine kurze Liaison mit einem neuen Management erwies sich als Schuß in den Ofen, der allein die Pressung der Promos um Monate verzögerte. Als "Story ..." schließlich doch erschienen war, erhielt das Teil reichlich positive Reaktionen von Presse, Fans und anderen, was unsere Hoffnung nährte, mit seiner Hilfe schnell wieder zu einem Deal zu kommen. Wir schrieben also fleißig an Songs und Konzept für's anstehende Album. Anfang 2000 gewann der Song "Story Of Pain" den UNERHÖRT!-Wettbewerb des Rock Hard Megazine, was drei Konzerte mit Destruction und Raise Hell nach sich zog, die ebenfalls auf viel positive Resonanz stießen. Allein ein Plattenvertrag war weit und breit nicht in Sicht. Es war also klar, daß wir auf eigene Kosten ins Studio mußten. Nachdem ein gutes Drittel des Albums im Kasten war, ging das Studio allerdings konkurs und wir waren somit wieder bei Null. Die Suche nach einem neuen Aufnahmetempel verschlang ein weiteres Jahr und schließlich spielten wir das Album zwischen Herbst 2000 und Sommer 2001 "häppchenweise" ein. Dann begann eine weitere Bewerbungsrunde, die uns letztendlich zu CCP brachte.

Wie beschreiben wir unsere Musik und das neue Album?
Unsere Musik fassen wir gemeinhin in die Formel ProgPowerMetal. Dieser Begriff umschreibt auch ganz gut "The Tempter", wobei wir Wert darauf legen, daß es sowohl kompakt als auch vielseitig ist. Es beinhaltet eine interessante Konzeptstory, es gibt eine Overtüre im klassischen Sinn, das heißt, es werden Motive und Riffs aus später folgenden Songs schon angedeutet; es gibt soundtrackartige Zwischenmusiken; es gibt sehr straighte und auch komplexe Songs, interessante Gesangsarrangements und abgefahrene Soli. Darüberhinaus ist die Scheibe optisch äußerst liebevoll gestaltet worden.

In unserer Musik wird oft moderner Power Metal mit 70er Jahre-Anleihen gewürzt. Woher kommt dieser Input?
Da haben wir unserem Keyboarder einiges zu verdanken, der seine Rolle in einer Metal Band nicht als "Teppichleger" versteht, sondern seine hohe musikalische Ausbildung effizient und songdienlich einbringt.

Wie kommen wir auf ein derartiges Konzept? Hat da jemand zuviel "Akte X" geschaut?
Wir verpassen natürlich keine Folge ... aber im Ernst: Stoff dieser Art ist immer aktuell. Ein Freund von Petri eröffnete ihm bei einer Party, daß er Dinge aus der Zukunft träumt, sie aber nicht einordnen kann. (Er träumte jedoch nicht, daß er unser Coverfoto und die anderen Shots erstellen sollte. Insofern ärgert er sich jetzt noch über sein Outing, hahaha ...) Und die Thematik der großen Staatsintrige bleibt wohl immer aktuell. Wichtig war uns dabei, sowohl zum Nachdenken anzuregen (ohne erhobenen Zeigefinger) als auch zu unterhalten und stets Bezüge zur Realität zu erhalten, obwohl die Story fiktiv ist.

Wie entstehen unsere Songs und wer schreibt sie?
Den größten Teil der Story und der Texte hat Petri bewältigt. Ein großer Teil der Musik wurde von Ron und Ekky geschrieben, wobei sich die genauen Arrangements, wie immer, in der Band ergaben. (Das geht so: Einer arbeitet ein Stück aus, dann wird es innerhalb der Band "factorysiert" und Petri hat immer noch seinen Anteil an den Gesangslinien.) Bei der Arbeit an ganz neuen Songs hat sich aber bereits gezeigt, daß es auch andere Kooperationen geben wird.

Was machen wir eigentlich alle so? Für Außenstehende stellt sich eine Band immer ein bißchen als Full Time Job dar.
Dann müßte man von der Musik leben können, was aber (noch) nicht so ist. Die Gitarristen und der Keyboarder leben zumindest von Musik. Erstere spielen in Rock Cover Bands (Kneipen-, Party- und Tanzmugge) und Ekky macht von der Jazzsession bis zum Konzertpianisten alles, einschließlich Kabarett, Orchester und ähnliches (Er ist quasi die Art und die anderen die Factory ...). Ron ist Bauingenieur, Petri jobt als Vorarbeiter auf dem Bau und Ralle ist Informatiker, was vor allem unserer Homepage zugute kommt, die er gemeinsam mit unseren nimmermüden Backgroundsupportern betreut.

Welche Pläne haben wir für die Zukunft? (Außer reich und berühmt zu werden ...)
Zunächst steht die Release Party am 29. Juni in der Moritzbastei zu Leipzig an. Hier wird es einige Specials geben, auf jeden Fall werden wir "The Tempter" komplett spielen. Obwohl es im Live-Bereich zur Zeit überall recht schwierig ist, werden wir nach Kräften versuchen, die Scheibe mit Konzerten zu promoten. Ansonsten hoffen wir (und sind dabei große Optimisten) auf gute Rezensionen und gute Verkäufe, denn einerseits haben wir einiges in die Produktion investiert und andererseits schafft das dem Label Spielräume hinsichtlich Tour Support und Werbung. Wir haben bereits begonnen, an neuen Songs zu schreiben, die die stilistische Linie fortsetzen, auf jeden Fall aber auch neue Nuancen bieten sollen, wobei wir eine so große Zeitspanne zwischen zwei Veröffentlichungen wie bisher möglichst vermeiden werden.

Was mögen wir privat für Musik?
Das ist ein sehr weites Feld. Weitgehend einigen können wir uns auf PAIN OF SALVATION, DREAM THEATER, NEVERMORE, SOILWORK, QUEENSRŸCHE ... ansonsten fallen so unterschiedliche Namen wie ICED EARTH, SIEGES EVEN, CONTROL DENIED, TYPE O NEGATIVE, PANTERA, IRON MAIDEN, PROKOVJEV, MUSSORGSKY, JOE JACKSON, DURAN DURAN ...

Was bedeutet für uns der Begriff "progressive"?
Das ist eine ganz schwierige Sache. Wenn "progressive" für einen bestimmten Stil, Sound oder Sängertyp steht, ist das ja schon ein Widerspruch in sich. Auf jeden Fall ist es nicht "progressive", so ähnlich als möglich nach Dream Theater zu klingen. Als RapMetal oder ElectroMetal noch neu waren, war das natürlich progressive. Oft wird das Wort mißbraucht, wenn sich eine Band an progressiven Gruppen der siebziger oder achziger Jahre orientiert. Für uns bedeutet es einfach, mehr zu machen, als straight forward zu rocken und uns möglichst immer für neue Ideen und Einflüsse offenzuhalten.

Wie beurteilen wir die Metal-Situation in den (gar nicht mehr so) neuen Bundesländern?
Wirtschaftlich ist es derzeit generell schwierig, im Osten halt immer noch etwas schwieriger. Die Leute haben kein Geld und gehen weniger weg, infolgedessen haben Veranstalter und Kneipen wenig Spielraum, was bedeutet, daß es fast unmöglich ist, mit unserem Status viel live aufzutreten. Und natürlich gibt es hier auch kaum Labels, an die die zahlreichen interessanten Bands sich wenden könnten, wofür die Tatsache steht, daß außer uns noch zwei andere ostdeutsche Kapellen bei CCP unter Vertrag sind.

Warum haben Petri und Ekky keine langen Haare? Das ist doch kein Metal!
Ist es doch! Sie haben dafür enorm viel Metall in Form von Zahnersatz und künstlichen Gelenken zu bieten. Wenn man schon so lange, wie die beiden, die Matte schüttelt, bleibt das nicht ohne Folgen ... und überdies hat der Metal God (Halford) auch keine Haare ...