Kinderfotos und ein Sänger in Unterhosen

Bereits seit zehn Jahren treibt die sächsische Band FACTORY OF ART ihr metallisches Unwesen. Seit der Gründung 1990 brachte man es auf bisher 5 Veröffentlichungen (darunter 2 CD's bei AFM Records) und man kann auf zahlreiche Gigs mit bekannten Größen wie z.B. Grave Digger, Blind Guardian, Yngwie J. Malmsteen oder Gammy Ray zurückblicken. Zeit also, um von Basser Ron etwas über vergangenes und zukünftiges zu erfahren.

Ihr habt "Story Of Pain" in Eigenregie veröffentlicht. Was ist denn mit dem Vertrag mit AFM Rec. geworden?
Als uns nach dem Release der MCD "Point Of No Return" Ende September 1997 Sänger Gunter, Drummer Wolf und Manager Marco verlassen haben, gab es einfach keine Band Factory Of Art mehr, der man hätte einen Deal anbieten können. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da die Studioarbeiten für den Full lenght-Nachfolger von "Grasp!!!" beginnen sollten. Da hieß es für uns verbliebene Gitarrenfraktion, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und Ausschau nach neuen Musikern zu halten. Als wir diese dann innerhalb eines Jahren mit Sänger Petri (Parallelen zur Schlagerszene können von vorn herein ausgeschlossen werden!), Drummer Ralle und Keyboarder Ekky gefunden hatten, entstand Ende 1998 das jetzt vorliegende Scheibchen "Story Of Pain". Innerhalb des zurückliegenden Jahres haben wir unsere Zeit u.a. damit verbracht, unsere Fehlentscheidungen bezüglich verschiedener Partner außerhalb der Band, wie z.B. Presswerke und vor allem Managements, auszubaden. Natürlich waren wir in dieser Zeit nicht ganz unproduktiv und haben neben einigen Live-Gigs das Songmaterial für unser Album geschrieben, auf das wir später genauer eingehen werden.

Wie kamt ihr auf die Idee mit dem Multimedia-Track?
Man muß die Zeichen der Zeit eben erkennen. In vielen Haushalten steht jetzt schon ein PC, über kurz oder lang wird niemand mehr ohne sein. Wir sahen in dem Track die Möglichkeit, unseren Fans zusätzlich Unterhaltung zu bieten, die Sache einfach noch interessanter zu gestalten. Da die CD außerdem zur Promotion gedacht ist, bot ein CD Rom-Track desweiteren eine gute Gelegenheit, sich Industrie und Presse besser zu präsentieren. (Hinweis: Die in dem Track enthaltenen Management-Sachen und die auf dem Cover abgedruckten Management-Adressen und Nummern sind nicht mehr aktuell!)

Wo wir schon bei Ideen sind - die mit den Steckbriefen in eurem Info war ja auch genial! (Zur Erklärung: der Biography liegt ein Blatt bei, auf dem Kinderfotos und allerlei witzige Infos der einzelnen Bandmitglieder abgedruckt sind!)
Finden wir auch. Die Idee stammt von der Knechtel Family, die seit Jahren eng mit uns befreundet ist und auch den Rest des Info-Materials entworfen und gestaltet hat. Die Kinderfotos geben einen schönen Kontrast zum ansonsten eher düster gehaltenen Factory Of Art-Gesamtbild.

Könnt Ihr mir schon was zum nächsten Album "The Tempter" erzählen?
Wie zuvor schon angedeutet, ist das Material für das neue Album schon fertig geschrieben, arrangiert und vorproduziert und wir haben gerade die Arbeit daran im Studio aufgenommen. Bei der Scheibe wird es sich um ein Konzeptalbum mit dem vorläufigen Titel "The Tempter" handeln, wobei es sich für uns als erstmalige Erfahrung darstellt, Musik auf textliche Inhalte zu schreiben und diese musikalisch zu verbinden.

Und was ist mit dem textlichen Konzept dazu?
Passend zur eher progressiv gehaltenen Mucke, verzichten wir auf Lyrics, in denen wir mit gewetzten Schwertern in den heiligen Krieg des Metals ausreiten und pausenlos Hexen verbrennen, sondern behandeln vielmehr realere Inhalte mit sozialen und gesellschaftskritischen Hintergründen.

Euch gibt's ja mittlerweile auch schon seit ein paar Jährchen und trotz wirklich guter Veröffentlichungen seid ihr immer noch recht unbekannt. Woran liegt's?
Wir könnten das natürlich auf alles und jeden schieben. Wenn man aber bei sich selbst anfangen will, muß man eingestehen, daß seitens der Band, was Veröffentlichungen angeht, nicht genügend Kontinuität vorhanden war. Zudem fehlte uns wohl das Quentchen Glück, zur rechten Zeit am rechten Ort den richtigen Partner zu treffen. Und letztendlich sind viele Firmen heutzutage wenig risikobereit.

Ihr habt ja schon im Vorprogramm von -zig namhaften Bands gespielt. Wie seid ihr an diese Gigs gekommen?
Das wird an dieser Stelle nicht verraten. Nur soviel, zu jener Zeit war das noch wesentlich einfacher. Heute sind solche Geschichten kaum mehr möglich.

Von dem einen oder anderen Auftritt gibt's doch bestimmt auch was lustiges zu berichten, oder?
Sicher. Wir spielten auf der Europatour 1996 mit Sacred Reich und Screw in Feldkirch, einem kleinen Städtchen in Österreich. Veranstaltungsort war eine alte Schwimmhalle inmitten des dortigen Stadtparks. Die After-Show-Party fand, wie zumeist, in unserem Bus statt, wo man danach, um Platz zum Schlafen zu schaffen, die Tische hochklappen mußte. Um Zeit zu sparen, haben wir alles, was drauf stand stets kurzerhand durch's offene Fenster entsorgt (am folgenden Morgen selbstverständlich immer weggeräumt). So also auch diesmal. Am nächsten Mittag, die Amis waren schon weitergefahren, waren wir noch beim Veranstalter eingeladen. Wir machten uns also ziemlich verkatert zu Fuß auf den Weg. Irgendwann bemerkten wir, daß unser damaliger Sänger Gunter nicht bei uns war. Wir kamen zu der Ansicht, daß er wohl seine Ruhe haben wollte und noch ein bißchen schlief. Als wir abends zurückkehrten, fanden wir Gunter in Unterhose und T-Shirt ziemlich sauer vor dem verschlossenen Bus sitzend. Was war geschehen? Bei der Morgentoilette in der Halle hatte sich Gunter etwas mehr Zeit gelassen und als er rauskam, waren wir anderen schon weg und hatten natürlich den Bus abgeschlossen. So stand er ratlos, in Unterhose und T-Shirt im Stadtpark von Feldkirch (Am Sonntag-Nachmittag, mitten im Stadtpark!!!), was später zwei Politessen auffiel, die ihn nach einigem Hin und Her auch noch dazu verdonnerten, den ganzen Müll, der noch vor den Busfenstern lag, wegzuräumen!

Was fällt euch zu folgenden Stichworten ein?
Reunions: Kein Problem. Jeder Fan freut sich doch, wieder oder erstmals die Originale sehen zu können (wie z.B. bei Black Sabbath, Iron Maiden oder Kiss). Was stört, ist vielmehr der Reibach, der oftmals damit gemacht wird. Und bei mancher Band fragt man sich, ob die überhaupt noch jemand kennt bzw. braucht. Das allerdings muß am Ende jeder mit sich selbst ausmachen.
Benzinpreise: Scheiß-Politik! Das ist so, als ob man jedesmal beim Spazierengehen fünfzig Mark verliert. Wenn man auf's Auto angewiesen ist, wird man geschröpft, ohne sich dagegen wehren zu können.
Fußball: Interessiert eigentlich keinen von uns. (Kulturbanausen, Red.)
Politik: Siehe oben. Fast alle kriminellen Machenschaften sind sauberer.
MTV: Uninteressant.
Stefan Raab: Kommerz mit Kalkül (aber genial isser, Red.). Falls er mal Nachhilfe in Sächsisch oder eine ordentliche musikalische Untermalung haben will, kann er sich gerne an uns wenden.
Black Metal: Jeder sollte das hören, was er gerne hören will. Unser Ding ist's nicht. Interessant sind eher die Auswüchse.

... last words?
Soweit sind wir noch lange nicht!

Na, das will ich aber auch schwer hoffen. Schließlich bin ich jetzt schon tierisch auf das nächste Album gespannt. Und wenn das draußen ist, gibt's auch bestimmt wieder genügend Gesprächsstoff für ein nächstes Interview.


Frank Wacker